Endodontie
Extrusion

Ein abgebrochener Zahn ist erst einmal ein Schock für den betroffenen Patienten. Nachdem der Schmerz vergangen ist, macht sich die Sorge breit, dass der Zahn gezogen werden muss. Denn vielfach wird ein abgebrochener Zahn von den Betroffenen automatisch mit Zahnverlust gleichgesetzt. Doch das ist nicht notwendigerweise der Fall. Unter bestimmten Umständen ist es nämlich möglich, einen abgebrochenen Zahn zu erhalten. Denn auch, wenn ein Zahn abgebrochen ist, befindet sich dessen Wurzel weiterhin im Kieferknochen.

Voraussetzungen für die Erhaltung des Zahnes

Zunächst einmal ist zu prüfen, ob der Zahnabbruch auch eine Fraktur der Wurzel hervorgerufen hat. Ist das nicht der Fall und stehen noch min. 3mm von dem abgebrochenen Zahn zur Verfügung, kann der Zahn mit Hilfe einer Krone erhalten werden. Aber auch, wenn der Restzahn weniger als 3mm misst oder nur noch die ansonsten unbeschädigte Wurzel vorhanden ist, ist es mit Hilfe eines speziellen Verfahrens möglich, den Zahn zu erhalten.

Die Methode, mit der man die Voraussetzungen schafft, um den abgebrochenen Zahn mit einer Krone versorgen zu können, nennt der Zahnmediziner "Extrusion". Hierbei wird unter Einsatz einer zahnmedizinischen Apparatur über einen Zeitraum von mehreren Monaten (ca. 2-4 Monate) zunächst der abgebrochene Zahn bzw. dessen Wurzel allmählich aus dem Kiefer herausbewegt (extrudiert). Während dieser Prozedur lockert sich die Wurzel im Kieferknochen natürlich ein bisschen. Diese Instabilität muss vor einer endgültigen Versorgung zunächst behoben werden. Dazu wird der betroffene Zahn nach Abschluss der Extrusionsphase an den Nachbarzähnen fixiert. Innerhalb weiterer, ca. 4 – 6 Monate muss die Wurzel nun wieder einen festen Verbund mit dem Kieferknochen eingehen. Erst danach kann der abgerochene Zahn bzw. dessen Wurzel mit einer Krone endgültig versorgt werden.

In jedem Fall ist eine Wurzelkanalbehandlung erforderlich, bevor der Zahn bzw. dessen Wurzel mit einer Krone versorgt werden kann.

Implantat statt Extrusion?

Betroffene Patienten fragen oftmals danach, ob es nicht einfacher, schneller und effektiver wäre, statt der langwierigen Extrusionsbehandlung den betroffenen Zahn einfach zu ziehen und durch ein Zahnimplantat zu ersetzen. Selbstverständlich ist das eine Möglichkeit, dabei sollte aber bedacht werden, dass mit Hilfe der Extrusion der natürliche Zahn erhalten bleibt. Mit einer Krone versorgt kann er schließlich wieder die volle Funktion im Kiefer übernehmen.

Ein Zahnimplantat hingegen ist zwar schnell gesetzt, muss aber ebenfalls in den Kieferknochen einheilen bevor es voll belastbar ist und stellt zudem einen Fremdkörper dar. Darüber hinaus sollte bedacht werden, dass Zahnimplantate zwar aus technisch sehr hochwertigen Materialien bestehen, trotzdem jedoch nicht ewig halten. Außerdem kann es beim Einsatz von Zahnimplantaten in Ausnahmefällen auch dazu kommen, dass das Implantat eine Entzündung hervorruft und explantiert, also wieder entfernt werden muss.

Unter Berücksichtigung dieser Punkte sollte bei Vorliegen der erforderlichen Voraussetzungen der Extrusion immer Vorrang vor einem Zahnimplantat eingeräumt werden. Denn der Erhalt der natürlichen Zähne sollte immer im Vordergrund stehen.